Im späteren Mittelalter begannen sich die Gold- und Silberschmiede vermehrt für das antike Fede-Symbol zu interessieren. Insbesondere beeinflusst von der Hofhaltung Eleonores von Aquitanien im Frankreich und England des 12. Jahrhunderts wurden die vereinigten rechten Hände Sinnbild für die höfische unerfüllte Liebe, die Minne. Bald wurden die mani in fede wie bei den antiken Römern als allgemeines Zeichen der Freundschaft, Treue, Hochachtung und Liebe gesehen und zum Freundschafts- und Ehering verarbeitet.
Schmuck blieb bis etwa Mitte des 14. Jahrhunderts im Heiligen Römischen Reich den kirchlichen Würdenträgern und dem Adel vorbehalten, wurde also hauptsächlich für die geistliche und weltliche Macht erzeugt. Als um 1350 das Bürgertum erstarkte, begannen sich die zu Wohlstand gekommenen Berufsstände wie Kaufleute, Tuchhändler, Geldwechsler, Goldschmiede und Salzleute zu schmücken. Damit sich nun die bürgerlichen "Emporkömmlinge" dem Adel nicht gleichstellen konnten, wurden im ständeorientierten Spätmittelalter Kleiderordnungen und Gesetzte zum Tragen von Schmuck erlassen, welche die einzelnen Stände deutlich voneinander abgrenzten.
Vorliegender Ring könnte der stolzen Frau eines Tuchhändlers oder Kaufmanns gehört haben. Er wurde in Bronze gefertigt und vergoldet, sah auf den ersten Blick demzufolge aus wie der Goldring einer Adeligen. Der Ringkopf besteht aus den beiden ineinanderliegenden rechten Hände. Die Manschetten sind mit schlichten Gravuren verziert, die sich in je zwei Bordüren um die Handgelenke schmiegen. Leider ist die Vergoldung abgetragen, aber die Bronze zeigt eine ansprechende Patina.
Der hier vorliegende Fede-Ring ist ein seltenes Beispiel für die Rezeption des antik römischen Entwurfs ins späte Mittelalter und in die frühe Neuzeit. Er besticht durch die schlichte, ursprüngliche, kraftvoll-rustikale Formensprache und plädiert allein schon durch sein hohes Alter für die ewige Liebe!